Bernadette Wirth beantwortet häufig gestellte Fragen zum Waldbaden
Was ist Waldbaden?
Waldbaden, auf Japanisch „Shinrin Yoku“, ist eine in Japan entwickelte Methode zur Stressreduktion und Gesundheitsförderung durch achtsames Eintauchen in die Waldatmosphäre. Anders als der Name vermuten lässt, geht es dabei nicht darum, im Wald zu baden oder zu schwimmen, berichtet Bernadette Wirth. Vielmehr bezeichnet Waldbaden die Praxis, bewusst Zeit im Wald zu verbringen, die Sinne für die Natur zu öffnen und so tiefe Entspannung und Erholung zu finden.
Beim Waldbaden geht es nicht um sportliche Aktivität oder Naturwissen, sondern um das unmittelbare Erleben und Genießen der Waldumgebung. Durch langsames, achtsames Gehen, bewusstes Atmen und die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf die Sinneseindrücke des Waldes sollen Körper und Geist zur Ruhe kommen und neue Kraft schöpfen. Waldbaden ist somit eine Form der Achtsamkeitspraxis, die die heilsame Wirkung der Natur nutzt.
Die Idee des Waldbadens entstand in den 1980er Jahren in Japan als Reaktion auf die zunehmende Verstädterung und den hektischen Lebensstil der modernen Gesellschaft. Wissenschaftler untersuchten die Effekte des Waldaufenthalts auf die menschliche Gesundheit und fanden heraus, dass bereits ein kurzer Aufenthalt im Wald nachweislich Stress reduzieren, das Immunsystem stärken und das allgemeine Wohlbefinden verbessern kann.
Welche Wirkung hat Waldbaden auf die Gesundheit?
Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben in den letzten Jahren die positiven Effekte des Waldbadens auf die menschliche Gesundheit untersucht und bestätigt. So konnte gezeigt werden, dass bereits ein kurzer Aufenthalt im Wald den Stresslevel signifikant senken kann, erklärt Bernadette Wirth. Der Anblick des Grüns, die frische Luft und die natürlichen Geräusche des Waldes aktivieren den Parasympathikus, den Teil des Nervensystems, der für Entspannung und Regeneration zuständig ist.
Gleichzeitig reduziert der Wald nachweislich den Spiegel von Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin im Körper. Der Blutdruck sinkt, die Muskulatur entspannt sich und die Atmung vertieft sich. Viele Menschen berichten, dass sie sich schon nach kurzer Zeit im Wald deutlich ruhiger, gelassener und ausgeglichener fühlen.
Aber auch das Immunsystem profitiert vom Waldbaden, teilt Bernadette Wirth mit. Die Terpene, also die Duftstoffe, die von Bäumen abgegeben werden, stärken die körpereigenen Abwehrkräfte und regen die Bildung von Killerzellen an, die für die Bekämpfung von Viren und Krebszellen zuständig sind. Studien zeigen, dass die Zahl der Killerzellen nach einem mehrstündigen Waldaufenthalt deutlich ansteigt und dieser Effekt bis zu einer Woche anhalten kann.
Sogar bei psychischen Beschwerden wie Depressionen und Angstzuständen kann Waldbaden eine unterstützende Wirkung entfalten. Der Aufenthalt in der Natur reduziert negative Gedankenschleifen und fördert stattdessen ein Gefühl von Verbundenheit und innerer Ruhe. Regelmäßiges Waldbaden kann so dazu beitragen, die Symptome von Depressionen und Ängsten zu lindern und die allgemeine Lebensqualität zu verbessern.
Bernadette Wirth erklärt: Wie funktioniert Waldbaden in der Praxis?
Um die volle Wirkung des Waldbadens zu entfalten, ist es wichtig, die Praxis regelmäßig und achtsam auszuüben. Experten empfehlen, mindestens einmal pro Woche für zwei bis drei Stunden in den Wald zu gehen und sich dabei ganz auf das Natur-Erleben einzulassen. Dabei geht es nicht darum, möglichst viele Kilometer zurückzulegen oder sportliche Ziele zu erreichen, sondern bewusst in der Natur anzukommen und zur Ruhe zu kommen.
Eine einfache Anleitung für das Waldbaden könnte folgendermaßen aussehen:
Zunächst gilt es, einen Wald oder ein Waldstück in der Nähe zu finden, in dem man sich wohl und sicher fühlt. Das Handy sollte ausgeschaltet und alle Alltagsgedanken und Termine hinter sich gelassen werden.
Dann geht es darum, langsam und achtsam durch den Wald zu gehen, ohne ein bestimmtes Ziel anzusteuern, so Bernadette Wirth. Die Aufmerksamkeit sollte auf die Sinne gerichtet werden: Was ist zu sehen, zu hören, zu riechen? Wie fühlt sich der Boden unter den Füßen an?
Immer wieder sollten Pausen eingelegt werden, um die Waldatmosphäre bewusst in sich aufzunehmen. Die Augen können geschlossen werden, um den Geräuschen des Waldes zu lauschen. Tiefes Durchatmen hilft dabei, den Körper mit jedem Atemzug mehr zu entspannen.
Wer möchte, kann auch einfache Achtsamkeitsübungen in das Waldbaden integrieren, zum Beispiel eine Atemmeditation oder eine Körperwahrnehmungsübung. Wichtig ist, ganz im gegenwärtigen Moment anzukommen und sich nicht ablenken zu lassen.
Am Ende sollte noch einen Moment Zeit genommen werden, um die Eindrücke des Waldes nachwirken zu lassen und sich für die wohltuende Erfahrung zu bedanken. Erholt und gestärkt kann dann in den Alltag zurückgekehrt werden.
Waldbaden ist eine sehr individuelle Praxis, die jeder auf seine Weise gestalten kann, erklärt Bernadette Wirth. Wichtig ist, dass man sich Zeit und Raum für das Naturerleben nimmt und offen bleibt für die Erfahrungen, die sich einstellen. Mit der Zeit entwickelt jeder seine eigene Art des Waldbadens und findet Wege, die Praxis noch tiefer wirken zu lassen.
Welche Ausrüstung braucht man zum Waldbaden?
Eine der häufigsten Fragen, die Bernadette Wirth gestellt wird, ist die nach der richtigen Ausrüstung für das Waldbaden. Tatsächlich braucht man für die Praxis des achtsamen Naturerlebens nur sehr wenig Ausrüstung. Bequeme Kleidung, feste Schuhe und vielleicht eine Sitzunterlage oder Decke reichen in den meisten Fällen aus.
Je nach Jahreszeit und Witterung kann es sinnvoll sein, an Regenschutz, Sonnencreme oder wärmere Kleidung zu denken. Eine Wasserflasche und einen kleinen Snack für unterwegs zu haben, ist ebenfalls eine gute Idee, besonders bei längeren Waldaufenthalten. Manche Menschen möchten auch ein Notizbuch oder eine Kamera mitnehmen, um ihre Eindrücke festzuhalten, aber das ist kein Muss.
Natürlich gibt es auch spezielle Ausrüstungsgegenstände, die das Waldbaden angenehmer oder intensiver machen können, zum Beispiel ein Paar Wald- oder Barfußschuhe, die das Gehen auf natürlichen Untergründen erleichtern, oder ein Fernglas, mit dem man Vögel und andere Tiere beobachten kann. Letztlich muss aber jeder für sich selbst entscheiden, was er braucht und was nicht.
Wer regelmäßig Waldbaden praktiziert und auch bei schlechterem Wetter in die Natur möchte, sollte in jedem Fall auf hochwertiges, atmungsaktives Schuhwerk achten und je nach Bedarf Regenkleidung, Thermokleidung oder Sonnenschutz im Gepäck haben. Auch ein kleines Erste-Hilfe-Set und ein Handy für Notfälle können sinnvoll sein, besonders bei Waldspaziergängen abseits der Zivilisation, erklärt Bernadette Wirth abschließend.